12. November 2025

Rohstoff aus Reststoff: Klärschlammasche wird innovativ weiterverwertet

SES nutzt zukünftige Ash2Phos-Anlage in Schkopau – Schritt für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung
Partner für nachhaltige Phosphorrückgewinnung (v. l. n. r.): Martin Braunersreuther – Geschäftsführer Phosphorgewinnung Schkopau, Dr. Christian Kabbe – Geschäftsführer EMG EasyMining Germany, Jürgen Mutz, Erster Betriebsleiter Stadtentwässerung Stuttgart, Stephen Kemper, Bereichsleitung Stadtentwässerung im Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe | Foto: Michael Fuchs, Rechte: SES

Alles Leben hängt von einer begrenzten, nicht erneuerbaren Ressource ab: Phosphor. Sie befindet sich auch im Abwasser. Um den wertvollen Stoff im Kreislauf zu erhalten, geht die Stadtentwässerung der Landeshauptstadt Stuttgart (SES) eine zukunftsweisende Kooperation ein: Sie nutzt zukünftig die Ash2Phos-Anlage der Phosphorgewinnung Schkopau GmbH (PGS), um aus der Klärschlammasche Phosphor rückzugewinnen. Die SES handelt bereits vor der gesetzlichen Phosphorrückgewinnungspflicht ab 2029 innovativ, ressourcenschonend und umweltbewusst.

Innovationspartnerschaft für nachhaltige Phosphorrückgewinnung

Mit der Vertragsunterzeichnung am 5. November 2025 startet eine richtungsweisende Kooperation zwischen der SES, dem Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe und der PGS GmbH. Die Partnerschaft vereint Expertise aus kommunaler Abwasserentsorgung und modernste Technologie der Phosphorrückgewinnung. Im Rahmen der Zusammenarbeit werden voraussichtlich insgesamt 1.500 Tonnen Klärschlammasche jährlich in Chargen nach Schkopau geliefert – 1.050 Tonnen aus Stuttgart und 450 Tonnen aus Karlsruhe. Diese Lieferung ermöglicht es der PGS, ihre Ash2Phos-Anlage ab 2027 unter realen Bedingungen zu betreiben und wertvolle Erkenntnisse für den zukünftigen Betrieb zu gewinnen. „Für die PGS ist es ein starkes Zeichen, dass Stuttgart und Karlsruhe mit gutem Beispiel voran gehen und bereits heute freiwillig auf hochwertige Phosphorrückgewinnung setzen – noch bevor gesetzliche Vorgaben greifen. Dieses vorausschauende Engagement verdient Anerkennung und politische Unterstützung“, erläutert Martin Braunersreuther, Geschäftsführer der PGS. Boris Diehm, Abteilungsleiter Klärwerke und Kanalbetrieb der Stadtentwässerung Stuttgart, betont: „Wir sind begeistert, die innovative Ash2Phos-Anlage bis vorerst Ende 2028 zu nutzen und damit von einer neuen Technologie zu profitieren. Über diesen Weg sehen wir, wie gut aus unserer Klärschlammasche Phosphor zurückgewonnen werden kann. Für uns ein wichtiger Schritt zu mehr Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der SES.“ Stephen Kemper, Bereichsleitung Stadtentwässerung im Tiefbauamt der Stadt Karlsruhe ergänzt: „Wir sind uns der Verantwortung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft im Sinne der nachfolgenden Generationen bewusst und freuen uns mit dieser Kooperation aktiv einen Beitrag zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Technologie für die Phosphorrückgewinnung zu leisten.“

V. l. n. r. Frank Endrich, Kaufmännischer Betriebsleiter; Boris Diehm, Abteilungsleiter Klärwerke und Kanalbetrieb und Christian Buch, Abteilungsleiter Entwässerung, Stuttgart 21 und Rosenstein | Foto: Michael Fuchs, Rechte: SES
Innovationspartnerschaft zwischen der SES, der Phosphorgewinnung Schkopau GmbH und des Tiefbauamts der Stadt Karlsruhe: vertraglich festgehalten am 5. November 2025 im Hauptklärwerk Mühlhausen. | Foto: Michael Fuchs, Rechte: SES

Klärschlamm als Phosphorquelle

Im Abwasser und im Klärschlamm befindet sich der wertvolle Rohstoff Phosphor. Der im Abwasser gelöste Phosphor wird bei der Abwasserreinigung biologisch und chemisch durch Fällung eliminiert und reichert sich im Klärschlamm an. Wird dieser verbrannt, bleibt der Phosphor in der Asche zurück und kann mithilfe spezieller Rückgewinnungsverfahren extrahiert und in industriellen Prozessen oder in der Landwirtschaft wiederverwendet werden. Derzeit befinden sich eine ganze Reihe von Rückgewinnungsverfahren in der Entwicklung und Testphase. Die weltweit erste Ash2Phos-Anlage wird gerade in Schkopau von der PGS GmbH gebaut. Diese wurde 2021 von der GELSENWASSER AG und der EasyMining Service Sweden AB, die auch das Technologiepatent hält, gegründet. Die Ash2Phos-Anlage wird im Chemiepark Schkopau errichtet und hat eine Kapazität von 30.000 Tonnen Klärschlammasche pro Jahr.

Gesetzliche Vorgabe ab 2029

Die Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammasche soll in Zukunft einen Beitrag zur nachhaltigen Versorgung mit Phosphor leisten – ab 2029 ist sie für Betreiber von Klärschlammverbrennungsanlagen sogar verpflichtend. Phosphor steht auf der Liste kritischer Rohstoffe der Europäischen Kommission. Die natürlichen Ressourcen sind begrenzt und Länder wie Deutschland, die keine eigenen Vorkommen haben, sind auf Importe angewiesen. Phosphor ist für den Knochenaufbau und den Energiestoffwechsel von Lebewesen unverzichtbar und von entscheidender Bedeutung für das Pflanzenwachstum in der Landwirtschaft.